Danio rerio = Zebrafisch/= Zebrabärbling
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Umwelt
Das unterschätzte Tier Im Labor ein Star, im Aquarium ein
Schönling
Der Zebrafisch kann verlorene Flossen nachbilden, seine
Durchsichtigkeit erleichtert Forschern die Arbeit, und darüber hinaus sieht er
einfach gut aus.
Hat eine steile Karriere hingelegt: Im Jahr 1822 wurde er zum ersten Mal überhaupt beschrieben, da erkoren ihn Fischfans recht bald zu einem dekorativen Pflichthingucker
für jedes Aquarium, während Wissenschaftler mit wachsender
Begeisterung Eigenschaften an dem Winzling entdeckten.
Der Zebrabärbling gehört zur
Familie der karpfenartigen Fische (Cyprinidae). Sein
Kennzeichen sind die Namen gebenden dunkelbau-schwarzen Längsstreifen im
Zebra-Look.
Männchen und Weibchen lassen sich besonders gut unterscheiden, wenn sie geschlechtsreif sind. Die Längsstreifen schimmern dann beim Männchen auf einem goldgelb bis rötlichen
Untergrund, während die Weibchen unter den Streifen Silber
oder Weiß tragen.
Hält sich am liebsten in stehenden o. langsam fließenden
Gewässern auf. Heimat die Zuflüsse des Ganges in Nordindien, Bangladesh und
Pakistan, wo er zum Beispiel in Reisfeldern lebt.
Heute ist der höchstens fünf Zentimeter lange Zebrabärbling ein beliebter Modellorganismus in der Genetik und der Entwicklungsbiologie. Zum einen ist er ein unkomplizierter und
pflegeleichter Zeitgenosse. Er braucht nicht viel Platz, reproduziert sich in Massen (bis zu 300 Eiern wöchentlich pro Weibchen) und zügig (nach 12 - 16 Wochen geschlechtsreif).
Ein perfekt preisgünstiges Labortier also.
Zum anderen lassen sich viele der Erkenntnisse, die beim Zebrafisch gewonnen werden, auf den Menschen übertragen. Zum Beispiel können Transplantationsexperimente an den Embryonen des Zebrafischs vorgenommen werden, die nicht nur groß genug dafür sind, sondern auch den Vorteil der Durchsichtigkeit bieten: Bis ins frühe Larvenstadium hinein sind alle Zellen gut erkennbar.
Am Modell Zebrafisch haben deutsche und amerikanische Forscher im vergangenen Jahr zum Beispiel nachgewiesen, dass sogenannte Schrittmacherzellen in unserem Herzen den Ton angeben –
sie bestimmen, ob und in welchem Rhythmus gepumpt wird.
Eine weitere Eigenheit versetzt auch Laien ins Staunen: Der
Zebrafisch kann wie der Salamander und auch einige andere Fische Gliedmaßen und
Nervenzellen ersetzen. Abgetrennte Flossen wachsen nach, selbst das Herz kann
bis zu 20 Prozent des eigenen Muskelgewebes reproduzieren. Kürzlich erst haben
Dresdner Forscher herausgefunden, wie sich selbst schwerste Schäden im
Fischgehirn wieder reparieren lassen: Der Zebrafisch bildet dafür neue
Nervenzellen aus neuronalen Stammzellen.
Wie genau diese Mechanismen funktionieren, finden die Forscher nach und nach heraus. Sie hoffen, daraus therapeutische Ansätze für die Neubildung von menschlichen Geweben und
Körperteilen gewinnen zu können. Im November haben Gerrit Begemann und Nicola Blum von der Universität Konstanz im Fachmagazin „Development“ die Ergebnisse einer Studie
veröffentlicht, die zeigen,
dass Retinsäure (= Säure von Vit. A)
entscheidend verantwortlich ist für die phänomenalen Regenerationsfähigkeiten
des Zebrafisches.
Wunderliche Eigenschaften hin, praktische Vergleichbarkeit her – der kleine Fisch kann noch mehr: schön aussehen nämlich. Zwar muss man aufgrund der geringen Größe schon genau hingucken, aber dafür wird man mit einem prächtigen Farbenspiel belohnt. Dunkelblau, fast schwarz schimmern die Längsstreifen auf dem silberweißen Fischkörper.
Und bei richtigem Lichteinfall, da beginnt der Zebrabärbling sogar ein wenig zu glitzern.
Vergleich: Glofisch (= gentechnisch veränderte
Zebrafisch/phosphorisierend). Siehe: Pisces
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