Crystal Meth = Methamphetamin

 

Vergleich: Siehe: Drogen allgemein

 

Zeit-Online

[Sven Stockrahm]

Die Schreckensdroge, über die viel gesprochen wird

illegal/aufputschend/hoher Suchtfaktor/körperlich sehr schädlich/synthetisch/

Konsum: Die künstlich hergestellten Kristalle gehören zu den Amphetaminen (wirken aber stärker) und werden zerkleinert geschnupft oder geraucht. In Wasser gelöst spritzen sich Menschen auch Crystal oder führen es rektal ein.

Wirkung: Wer Crystal nimmt, ist wacher und leistungsfähiger, verliert Appetit und Durst und nimmt unter anderem seine Umgebung intensiver wahr.

Die Effekte können bis zu 20 Stunden anhalten.

Gefahren: Es beginnt mit Herzrasen, Kopfschmerzen und Angstzuständen. Rasch können Erschöpfung und Schlaflosigkeit hinzukommen. Dauerhaft fördert es Aggressionen und Verfolgungswahn bis hin zu Psychosen.

Verbreitung: Sehr gering in der Bevölkerung der 18- bis 64-jährigen (0,2%), trotz der medialen Aufmerksamkeit. Vage Hochrechnungen gehen von 106.000 Konsumenten aus (2015).

Unter Jugendlichen ist die Verbreitung nicht verlässlich messbar.

Suchtfaktor: Crystal Meth macht sehr rasch abhängig, bei Entzug können Depressionen und paranoide Zustände auftreten.

Hintergründe: Die Droge wird zwar in Deutschland wenig konsumiert, aber wohl quer durch die Gesellschaft – Handwerker, Mütter und Manager nehmen sie. Es ist keine Unterschichtendroge, wie häufig behauptet wird. Crystal Meth lagert sich bei dauerhaftem Konsum zum Beispiel in den Hautschichten ab, viele Süchtige drücken stundenlang an den Unreinheiten herum. Andere zerkratzen sich im Rausch das Gesicht. Bekannt sind die schockierenden Bilder von Konsumenten aus den USA: verfaulte Zähne, zerfurchte Gesichter. „Faces of Meth“ heißt die Kampagne, mit der die US-Regierung vor der Droge warnt. Doch die Bilder täuschen. Die körperlichen Folgen werden erst nach jahrelangem Konsum sichtbar.

 

[SpiegelOnline]

Gesundheit

Crystal Meth: Extrem leistungssteigernd, extrem gefährlich

Crystal Meth schädigt auf Dauer die Nervenzellen im Gehirn und verursacht Psychosen. Trotzdem wird die extrem aufputschende Droge in Deutschland immer beliebter - auch am Arbeitsplatz.

Die Droge raubt ihren Abhängigen die äußere Erscheinung und den klaren Kopf, den SPD-Politiker Michael Hartmann kostete sie wahrscheinlich den Job. Gegen den Bundestagsabgeordneten wird wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt, er ist als innenpolitischer Sprecher zurückgetreten. Der Vorwurf: Kauf von Drogen. Es geht offenbar um Crystal Meth, eine der gefährlichsten Substanzen auf dem Markt.

 

Was reizt die Menschen an dieser Droge - und welche enormen Gefahren birgt sie? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

 

Was ist Crystal Meth?

Das kristalline N-Methylamphetamin kann aus unter anderem legalen, nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten gegen Husten- und Erkältungsbeschwerden gewonnen werden. Es wirkt stark aufputschend, Soldaten erhielten die Substanz in ähnlicher Form und unter der Bezeichnung Pervitin schon im Zweiten Weltkrieg verabreicht.

Die Droge kann in ihrer kristallinen Form geraucht werden, meist wird sie aber als Pulver geschnupft oder als Tablette geschluckt. Dann ist der Rausch weniger intensiv, hält aber länger an. Aufgelöst lässt sich Crystal Meth auch spritzen, das erhöht die Suchtgefahr im Vergleich zu den anderen Methoden noch einmal drastisch.

Crystal Meth wird hauptsächlich in Laboren in Tschechien produziert, Experten schätzen die dort hergestellte Menge auf sechs Tonnen. Über die Grenze wird die Droge anschließend nach Deutschland geschmuggelt. Konsumenten zahlen für ein Gramm in Tschechien etwa 25 Euro, an der Grenze zu Deutschland 60 Euro und in weiter entfernten Großstädten um die 120 Euro.

 

Wie verändert Crystal Meth den Körper?

Ob beruflich oder sexuell - Crystal Meth verwandelt seine Konsumenten in Überflieger, allerdings nur für kurze Zeit. Der Körper stellt massenhaft Botenstoffe wie die Glückshormone Serotonin und Dopamin oder das Stresshormon Noradrenalin zur Verfügung. Angstgefühle schwinden, die Leistungsfähigkeit und das sexuelle Bedürfnis steigen.

Die Kristalle putschen ihre Konsumenten dabei noch stärker auf als Speed oder Ecstasy, allerdings sind auch die Nebenwirkungen noch gewaltiger. Auf Bildern lässt sich nachvollziehen, wie die Droge Menschen innerhalb weniger Monate verändert. Die Überflieger verwandeln sich in Zombies. Ihre Haut wird aschfahl, die Wangen fallen ein, Pickel und eitrige Geschwüre übersäen das Gesicht, die Haare stehen struppig vom Kopf, die Zähne fallen aus.

Neben den äußeren hinterlässt der Wirkstoff auch innere Spuren. Auf Dauer schädigt er die Nervenzellen im Gehirn, die Abhängigen leiden unter Paranoia und können tagelang nicht mehr schlafen. Sie verspüren keinen Hunger mehr, keinen Durst und keine Schmerzen. Ihr Gewicht schwindet, sie werden aggressiv. Weitere mögliche Folgen reichen von einem krankhaften sexuellen Verlangen bis hin zu Herzproblemen. Durch die starke sexuelle Stimulanz steigt auch das Risiko, sich mit HIV zu infizieren.

 

Welche Bedeutung hat die Droge in Deutschland?

Crystal Meth entwickelt sich in Deutschland zu einem immer größer werdenden Problem, vor allem in den beiden an Tschechien angrenzenden Bundesländern Sachsen und Bayern ist die Droge weit verbreitet. 2013 wurden laut BKA in Deutschland 77 Kilogramm des kristallinen Metamphetamin beschlagnahmt, 2009 waren es noch 7,2 Kilogramm. Die Zahl der Menschen in Deutschland, die Crystal Meth zum ersten Mal ausprobiert haben, stieg 2012 um 51%, auch das geht aus einer Statistik des BKA hervor.

Lange Zeit galt Crystal Meth als Straßen- und Partydroge. Eine aktuelle Untersuchung zeigt jedoch, dass die Substanz zunehmend auch am Arbeitsplatz, an Universitäten

oder in Schulen genutzt wird. Ein Drittel der Befragten einer deutschen Studie nennt "Schule und Studium" als Grund, zu Crystal Meth zu greifen. Das geht aus einer vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Studie hervor, auch junge Eltern zählen demnach zu den Risikogruppen.

 

"Methamphetamine bedienen den Zeitgeist", warnt die Suchttherapeutin Annegret Sievert, die in der Reha-Klinik Hochstadt bei Bayreuth Abhängige behandelt, in einem SPIEGEL-Artikel. "Wir alle müssen immer mehr Arbeit in immer weniger Zeit erledigen." Nach der aufputschenden Wirkung fallen die Konsumenten der Droge allerdings in eine großes Loch. Die Energie, die der Körper zusätzlich mobilisiert hat, fehlt. Es folgen Erschöpfung, Antriebslosigkeit, ein extremes Schlafbedürfnis - und das erneute Verlangen nach der Substanz.

 

Eric Stehfest und Michael J. Stephan: 9 Tage wach

 

[ZEITONLINE]

[Philipp Woldin]

Kristalle der Droge Crystal Meth

Die Droge – Crystal Meth oder kurz Crystal ist eine synthetische Droge aus der Gruppe der Methamphetamine. Diese sind eine Substanzklasse der Amphetamine, zu der auch Speed und Ecstasy gehören. Süchtige schnupfen, ziehen, rauchen oder spritzen die Substanz, die häufig in Form von groben Kristallen oder Pulver verkauft wird. Eine niedrige Dosis liegt bei 5–10 Milligramm, eine mittlere enthält bis zu 40 Milligramm. Gewöhnte User dosieren oft deutlich höher.

Die Herstellung – Crystal Meth entsteht aus Verbindungen wie Ephedrin, diese sind beispielsweise in Hustensäften und Schnupfenmitteln enthalten. Die Zutaten für die Droge gibt es also in jeder Apotheke; das macht die Herstellung vergleichsweise billig. Ephedrine etwa werden oft mit Jodwasserstoff reduziert, daraus entsteht Crystal Meth. Je nachdem, in welchem Verhältnis die Stoffe miteinander vermischt werden, verändert sich die Wirkung.

Die Wirkung

"Methamphetamin führt zu einer starken Dopamin-Ausschüttung im Gehirn, die kaum eine andere Droge erreicht", sagte Rafael Riera, Chefarzt der Bezirksklinik Hochstadt im Norden Bayerns, in einem früheren Gespräch mit ZEIT ONLINE. Die Klinik ist auf Methamphetamin-Süchtige spezialisiert. Dopamin ist ein biochemischer Botenstoff, der Erregung von Zelle zu Zelle überträgt. Süchtige vergleichen den Rausch daher mit einem Glücksstrudel. Manche Konsumenten bleiben tagelang wach, verspüren keinen Appetit und sind euphorisch. Alles scheint zu gelingen. Zudem kann die Droge die sexuelle Lust steigern. Lässt die Wirkung nach, werden die Süchtigen antriebslos und lethargisch.

Die Geschichte

Entgegen vieler Behauptungen ist Crystal Meth kein neues Phänomen. Die Droge existiert unter anderem Namen schon seit mehr als 100 Jahren. Ein japanischer Chemiker stellte Methamphetamin erstmals 1893 her, 1921 wurde sie patentiert. Unter dem Namen Pervitin kam Methamphetamin in den 1930er Jahren schließlich auf den Markt. Während der Blitzkriege gegen Polen und Frankreich schluckten die deutschen Soldaten die Pillen, weshalb sie auch den Spitznamen Panzerschokolade tragen. Die Droge machte zwar schnell abhängig, doch sie unterdrückte das Angstgefühl und machte die Soldaten skrupelloser und leistungsfähiger. Nach dem Krieg wurde die Droge vor allem im Sport als Dopingmittel eingesetzt. Doch sogar als Fertigarzneimittel blieb Pervitin bis 1988 im Handel.

Die Konsumenten

Heute wird Crystal quer durch die Gesellschaft konsumiert – Handwerker, Mütter und Manager nehmen es. Es ist keine Unterschichten-Droge, wie oftmals behauptet wird.

Im Jahr 2014 war die erste öffentlich geförderte Studie zum Konsum von Crystal Meth in Deutschland erschienen. Die Forscher des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung  (ZIS) in Hamburg hatte dafür rund 400 Konsumenten zu ihrem Konsumverhalten befragt (Schäfer et al., 2014). Die Studie ist qualitativ angelegt, die Zahlen sind daher nicht repräsentativ. Dennoch sind die Erkenntnisse interessant. Sie zeigen, dass sich die Motive der Nutzer gleichen: Alle streben nach Leistung und Spaß. Unter den Befragten identifizierten die Forscher unterschiedliche Milieus. Jugendliche ziehen die Droge abends auf Partys. Handwerker konsumieren sie, um länger durchzuhalten. Junge Mütter nehmen Crystal, um nach der Schwangerschaft schneller abzunehmen.

Märkte in Deutschland

Die Droge wird vor allem in Drogenküchen in Tschechien produziert. Hierzulande ist die Droge deshalb besonders im Grenzgebiet -in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen- verbreitet.

Die bundesweite Verbreitung von Crystal Meth lässt sich nur schwer einschätzen. Wie viel Crystal das Bundeskriminalamt jährlich beschlagnahmt hat, ist einer der wenigen Hinweise auf das Ausmaß von Handel und Konsum. In den vergangenen Jahren waren das zwischen rund 20 und knapp 80 Kilogramm pro Jahr.

Die Folgen

Gefährlich ist vor allem die psychische Abhängigkeit: Crystal kann zu Hirnschäden, Angstzuständen und Psychosen führen. Erst mit zunehmendem Konsum zeigen sich die körperlichen Folgen der Abhängigkeit. Crystal lagert sich zum Beispiel in den Hautschichten ab, viele Süchtige drücken stundenlang an den Unreinheiten herum. Andere zerkratzen sich im Rausch das Gesicht.

Bekannt sind die schockierenden Bilder von Crystal-Konsumenten aus den USA: verfaulte Zähne, zerfurchte Gesichter. Faces of Meth heißt die Kampagne, mit der die US-Regierung vor der Droge warnt. Doch die Bilder täuschen. Die körperlichen Folgen werden erst nach jahrelangem Konsum wirklich sichtbar.

 

SpiegelOnline

Gesundheit

[Hilmar Schmundt]

Crystal Meth Forscher Carl Hart: Wie süchtig macht die Droge? US-Suchtforscher: Die Mär von der Horrordroge Crystal Meth

Wie gefährlich ist Crystal Meth wirklich? Der US-Forscher Carl Hart lädt Süchtige in sein Labor und untersucht ihren Konsum. Er findet: Die Risiken vieler Drogen werden bizarr übertrieben.

Wenn Carl Hart Besuch bekommt, liegen die Drogen oft schon bereit. Hart ist Professor an der Columbia University in New York und testet die Wirkung von illegalen Betäubungsmitteln.

Dazu lädt er Drogennutzer in sein Labor, wo sie dann Marihuana oder Crack rauchen, andere schniefen Kokain oder Crystal Meth - abgesegnet von einer Ethik-Kommission.

Kritiker fragen: Darf ein Professor illegale Drogen verabreichen? "Es ist genau anders herum, es wäre unethisch, diese gefährlichen Substanzen nicht im Labor zu untersuchen", sagt Hart. "Ohne Forschung am Menschen fehlt die Grundlage für vernünftige, wirksame Therapien."

Derzeit erforscht der Psychopharmakologe Crystal Meth. Das Aufputschmittel aus dem Labor erlebte seit den Sechzigerjahren diverse Konjunkturen, derzeit kommt es hierzulande meist aus tschechischen Drogenküchen. Die weißlichen Methamphetamin-Kristalle lassen sich schlucken, rauchen oder durch die Nase ziehen. Sogenannte Meth-Heads fühlen sich fit, tanzen oder arbeiten teils die Nacht durch, werden oft übermäßig gesprächig. Am nächsten Tag folgt oft eine Verstimmung, einige versinken in Psychosen. Soweit herrscht Einigkeit.

Doch Hart warnt vor Sensationsgier. Crystal Meth werde oft als einzigartig gefährlich hochgeschrieben. Auch in deutschen Zeitungen ist viel über die "Teufelskristalle" zu lesen: "Die weißen Kristallbrocken machen schon beim ersten Mal süchtig", heißt es etwa. "Dann zerstören sie den Körper, fressen regelrecht Löcher ins Gehirn." "Menschen, die einst nett und gesund aussahen, verwandeln sich innerhalb weniger Wochen oder Monate in Zombies." Und Anti-Drogen-Kampagnen wie "Faces of Meth" schocken mit Vorher-Nachher-Porträts von Abhängigen mit verfaulten Zahnstümpfen und vernarbter Haut.

"Derlei Horror-Kampagnen verspielen viel Vertrauen", warnt Hart, der seit 25 Jahren Drogen erforscht und mit seinen Rastalocken und blitzendem Goldzahn eine auffällige Erscheinung an der traditionsbewussten Eliteuni ist. Häufig, so der Endvierziger, würden extreme Einzelfälle als die Regel dargestellt. "Das ist unredlich."

Nicht die Droge ist das Problem - sondern die Perspektivlosigkeit

Hart schätzt, dass nur etwa 10 - 20% der Crystal-Nutzer süchtig werden. Selbst bei Langzeitnutzern könne er weder Hirnschäden noch Unzurechnungsfähigkeit diagnostizieren. Zumindest bei niedrigen Dosierungen schneiden Probanden oft besser in Sachen Reaktionsgeschwindigkeit und Raumwahrnehmung ab als drogenfreie Vergleichsprobanden.

"Natürlich ist Crystal ungesund und gefährlich", sagt Hart. "Aber das ist Alkohol doch auch." Jedes Jahr sterben laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehrere Millionen Menschen durch Alkohol. "Die meisten Menschen trinken aber maßvoll." In vielen Fällen sei nicht Crystal selbst das Problem, sondern die Perspektivlosigkeit

der Nutzer.

Der Professor weiß, wovon er spricht. Er wuchs in einer zerrütteten Familie in Miami auf. In seiner Autobiografie "High Price" erzählt er, wie er als Fünfjähriger zusehen musste, wie sein Vater seine Mutter mit einem Hammer fast tot prügelte. Das Buch ist ein Bericht über sexuelle Eskapaden, Schusswaffen, Einbrüche. Hart entkam dem Elend, als er beim Militär anheuerte. In der Kaserne begann er zu lesen, zu lernen und zu kiffen. Später griff er zu Kokain. Als sich eine akademische Laufbahn auftat, hörte er damit auf. Und wollte verstehen, warum so viele seiner Freunde im Drogenmilieu versackten.

Anfänglich nahm er wie viele an, dass fast jeder Nutzer abhängig sei. Doch je mehr er forschte, desto mehr wunderte er sich, wie schlampig viele Forschungsarbeiten gemacht waren: Die Dosierung bei Tierversuchen zu hoch, die Scans scheinbar drogenzerfressener menschlicher Hirne überinterpretiert, das angeblich eingeschränkte Denkvermögen eigentlich im Normalbereich. In einem Überblicksartikel wies er etliche Fehler in mehr als 40 Arbeiten zu Crystal Meth nach. Fachlich regte sich kaum Widerspruch.

"Die Gesellschaft ist süchtig nach reißerischen Drogengeschichten und zahlt dafür einen hohen Preis", sagt Hart: "Drogen-Hysterien werden oft benutzt, um Randgruppen

zu stigmatisieren. Bei Crystal sind das vor allem Schwule, Arme und Leute vom Land."

Harts Buch hat eine Diskussion ausgelöst. "Das Gerede von der gefährlichsten Droge aller Zeiten und von der bundesweiten Epidemie ist ein gefährlicher Hype", sagt auch Tim Pfeiffer-Gerschel, Geschäftsführer der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht. "Drogen kommen und gehen, aber das Gesamtphänomen hat sich

in der Dimension seit vielen Jahren kaum verändert."

Verharmlost Hart gefährliche Drogen?

Ingo Schäfer vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) in Hamburg dagegen warnt: "Man sollte harte Drogen nicht verharmlosen." Für eine Studie befragte

das ZIS 392 Nutzer. Das Ergebnis ist für Schäfer eindeutig: Die überwiegende Mehrheit der regelmäßigen Crystal-Konsumenten sei süchtig.

"Hart redet Suchtwirkung, Psychosen und Zahnschäden klein", kritisiert auch Roland Härtel-Petri, leitender Arzt des Suchtbereichs am Bezirkskrankenhaus Bayreuth.

Er stützt sich in seinem Buch "Crystal Meth: Wie eine Droge unser Land überschwemmt" allerdings weniger auf Fachjournale als auf Erlebnisberichte von Patienten.

"In den USA ist die Situation anders, hierzulande haben wir zum Glück viele Therapieangebote."

Hart sagt hingegen: "Über 80% der Crystal-Nutzer sind eben gar nicht süchtig." Die meisten bräuchten weder Therapie noch Strafe. Der Diskurs über Drogen werde von

zwei Berufsgruppen dominiert, die ein Interesse daran hätten, das Thema aufzubauschen: Polizei und Suchtkliniken.

Als Hart bereits Professor war, holte ihn seine Vergangenheit wieder ein: Er erfuhr von einem Sohn, den er als Teenager gezeugt hatte, und der heute Dealer ist.

Dass seine beiden jüngeren Söhne im Teenager-Alter in New York auch zu Drogen greifen könnten, wenn sie nicht durch Horrormeldungen über die Teufelskristalle abgeschreckt würden, glaubt Hart nicht: "Das größte Risiko ist, dass unsere Kinder uns irgendwann nicht mehr glauben, wenn wir sie über Suchtverhalten aufklären wollen."

 

Wirkung

Crystal Meth kann man schlucken, schnupfen, rauchen spritzen. Die Wirkung dauert meist mehrere Stunden. Puls, Temperatur und Blutdruck gehen in die Höhe, die Stimmung hellt sich auf, Kontaktbereitschaft, Libido und Mitteilungsbedürfnis nehmen zu ("Laberflash"). Hunger, Durst und Müdigkeit lassen dagegen nach.

 

[ZEITonline: Philipp Woldin]

Drogen: Wie gefährlich ist Crystal Meth?

Der Grünen-Politiker Volker Beck soll unbestätigten Berichten zufolge mit Crystal Meth erwischt worden sein. Wie gefährlich ist die Droge? Und vor allem: Wie verbreitet?

Crystal Meth oder kurz Crystal ist eine synthetische Droge aus der Gruppe der Methamphetamine. Diese sind eine Substanzklasse der Amphetamine, zu der auch Speed und Ecstasy gehören.

Süchtige schnupfen, ziehen, rauchen oder spritzen die Substanz, die häufig in Form von groben Kristallen oder Pulver verkauft wird. Eine niedrige Dosis liegt bei 5–10 Milligramm, eine mittlere

enthält bis zu 40 Milligramm. Gewöhnte User dosieren oft deutlich höher.

Die Herstellung: Crystal Meth entsteht aus Verbindungen wie Ephedrin, diese sind beispielsweise in Hustensäften und Schnupfenmitteln enthalten. Die Zutaten für die Droge gibt es also in jeder Apotheke; das macht die Herstellung vergleichsweise billig. Ephedrine etwa werden oft mit Jodwasserstoff reduziert, daraus entsteht Crystal Meth. Je nachdem, in welchem Verhältnis die Stoffe miteinander vermischt werden, verändert sich die Wirkung.

"Methamphetamin führt zu einer starken Dopamin-Ausschüttung im Gehirn, die kaum eine andere Droge erreicht", sagte Rafael Riera, Chefarzt der Bezirksklinik Hochstadt

im Norden Bayerns, in einem früheren Gespräch mit ZEIT ONLINE. Die Klinik ist auf Methamphetamin-Süchtige spezialisiert. Dopamin ist ein biochemischer Botenstoff,

der Erregung von Zelle zu Zelle überträgt.

Süchtige vergleichen den Rausch daher mit einem Glücksstrudel. Manche Konsumenten bleiben tagelang wach, verspüren keinen Appetit und sind euphorisch. Alles scheint zu gelingen. Zudem kann die Droge die sexuelle Lust steigern. Lässt die Wirkung nach, werden die Süchtigen antriebslos und lethargisch.

Geschichte: Entgegen vieler Behauptungen ist Crystal Meth kein neues Phänomen. Die Droge existiert unter anderem Namen schon seit mehr als 100 Jahren. Ein japanischer Chemiker stellte Methamphetamin erstmals 1893 her, 1921 wurde sie patentiert. Unter dem Namen Pervitin kam Methamphetamin in den 1930er Jahren schließlich auf den Markt. Während der Blitzkriege gegen Polen und Frankreich schluckten die deutschen Soldaten die Pillen, weshalb sie auch den Spitznamen Panzerschokolade tragen.

Die Droge machte zwar schnell abhängig, doch sie unterdrückte das Angstgefühl und machte die Soldaten skrupelloser und leistungsfähiger. Nach dem Krieg wurde die Droge vor allem im Sport als Dopingmittel eingesetzt. Doch sogar als Fertigarzneimittel blieb Pervitin bis 1988 im Handel.

Konsumenten: Heute wird Crystal quer durch die Gesellschaft konsumiert – Handwerker, Mütter und Manager nehmen es. Es ist keine Unterschicht-Droge, wie oftmals behauptet wird.

Im Jahr 2014 war die erste öffentlich geförderte Studie zum Konsum von Crystal Meth in Deutschland erschienen. Die Forscher des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung  (ZIS) in

Hamburg hatte dafür rund 400 Konsumenten zu ihrem Konsumverhalten befragt (Schäfer et al., 2014). Die Studie ist qualitativ angelegt, die Zahlen sind daher nicht repräsentativ. Dennoch sind die Erkenntnisse interessant. Sie zeigen, dass sich die Motive der Nutzer gleichen: Alle streben nach Leistung und Spaß. Unter den Befragten identifizierten die Forscher unterschiedliche Milieus. Jugendliche ziehen die Droge abends auf Partys. Handwerker konsumieren sie, um länger durchzuhalten.

Junge Mütter nehmen Crystal, um nach der Schwangerschaft schneller abzunehmen.

Märkte in Deutschland: Die Droge wird vor allem in Drogenküchen in Tschechien produziert. Hierzulande ist die Droge deshalb besonders im Grenzgebiet -in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen- verbreitet.

Die bundesweite Verbreitung von Crystal Meth lässt sich nur schwer einschätzen. Wie viel Crystal das Bundeskriminalamt jährlich beschlagnahmt hat, ist einer der wenigen Hinweise auf das Ausmaß von Handel und Konsum. In den vergangenen Jahren waren das zwischen rund 20 und knapp 80 Kilogramm pro Jahr.

Die Folgen: Gefährlich ist vor allem die psychische Abhängigkeit: Crystal kann zu Hirnschäden, Angstzuständen und Psychosen führen. Erst mit zunehmendem Konsum zeigen sich die körperlichen Folgen der Abhängigkeit. Crystal lagert sich zum Beispiel in den Hautschichten ab, viele Süchtige drücken stundenlang an den Unreinheiten herum. Andere zerkratzen sich im Rausch das Gesicht.

Bekannt sind die schockierenden Bilder von Crystal-Konsumenten aus den USA: verfaulte Zähne, zerfurchte Gesichter. „Faces of Meth heißt die Kampagne“, mit der die US-Regierung vor der Droge warnt. Doch die Bilder täuschen. Die körperlichen Folgen werden erst nach jahrelangem Konsum wirklich sichtbar.

 

Leserkommentare:

KardialeDekompensation

Am ehesten vergleichbar ist die Situation bei Crystal-Konsum mit einer manisch-depressiven Psychose.

Bloß dass der Drogensüchtige seine Phasen steuern kann. Droht er in die Depression abzugleiten, aufgrund Entzugs, muss er wieder konsumieren.

So bleibt er stets manisch und sieht sich als in Allem überlegen, ja als wahrer Halbgott.

Die Äußerungen so mancher Politiker in letzter Zeit sollten, bei diesem Hintergrund, kritisch hinterfragt werden.

Die Schlüsse des Autors des Artikels, die er aus der Studie zieht, sollten mit Vorsicht gewertet werden. Wenn man sich die Studie selbst durchliest, kann man dabei ein ganz anderes Bild gewinnen und auch andere Schlüsse ziehen. Dass zB. behauptet wird, Crystal sei keine Unterschichten-Droge, ist durch die Studie sogar gegenteilig belegt.

Die Mehrheit der Konsumenten sind danach Geringverdiener, Arbeitslose, Schüler oder Studenten. Der Schulabschluss liegt mehrheitlich bei Haupt- und Realschülern, aber auch Fachabiturienten kommen vor.

Der Autor pickt sich allerdings dafür statt Methamphetamin das weniger stark wirkende Amphetamin heraus. Crystal ist aber eher vergleichbar mit Heroin, also noch stärker in der Wirkung als Methamphetamin. Dem Artikel sind zudem vereinzelt auch Relativierungsversuche entnehmbar, die ich bei einer derartigen Droge für völlig deplaziert halte.

 

Chaors_Schmutzig

Falsch. Crystal ist so ziemlich das Gegenteil von Heroin.

 

Azurescens

Wie gefährlich Meth ist, hängt natürlich von der Dosierung ab. Denn wie schon Paracelsus wusste, macht die Dosis das Gift. In den USA ist die maximal empfohlene medizinische Dosis von Desoxyn (Methamphetamin) 25mg am Tag. Es wird dort unter anderem Kindern mit ADHS verschrieben.

 

[Interview: Anne Hähnig und Martin Machowecz mit Ärztin Loretta Farhat]

"Wer das nimmt, fühlt sich stark"

30. Juni 2016,

Crystal Meth, eine Droge für Menschen, die mehr schaffen wollen, als sie können, sagt die Ärztin Loretta Farhat.

DIE ZEIT: Frau Farhat, noch bis vor wenigen Jahren hatte kaum einer je von Crystal gehört. Inzwischen ist das eine der am weitesten verbreiteten Drogen. Warum ausgerechnet Crystal?

Loretta Farhat: Weil keine andere Droge so eine Wirkung hat. Wer Crystal nimmt, wird erst einmal sehr, sehr glücklich. Und gleichzeitig unglaublich leistungsfähig.

Ich kenne Patienten, die unter ihrer Sucht gelitten, die sie überwunden haben. Und die dennoch fast ein bisschen wehmütig zurückblicken auf die Zeit ihrer Abhängigkeit. Obwohl Crystal sie fast zerstört hätte!

 

ZEIT: Sie sind Chefärztin am Fachkrankenhaus Großschweidnitz in der Lausitz, das spezialisiert ist auf psychische Krankheiten. Wann hatten Sie erstmals einen Crystal-Fall

in der Klinik?

Farhat: 2002 war das. Obwohl ich schon sehr viel länger als Ärztin arbeite, schon seit Jahrzehnten mit Suchterkrankungen zu tun habe. Ich wusste, dass Crystal schon im Zweiten Weltkrieg bei Soldaten eingesetzt worden war, dass später in Tschechien frustrierte 68er ihren Trost in dieser Droge gesucht hatten. Aber selbst vor 15 Jahren war Crystal in unserem Krankenhaus noch ein Randthema.

 

ZEIT: Wie ging es nach dem ersten Crystal-Fall weiter?

Farhat: Nach 2002 hatten wir jedes Jahr einige wenige Crystal-Abhängige in der Klinik. Aber 2010 stieg die Zahl plötzlich sprunghaft an. Der Drogenmarkt wurde von billigem Crystal aus Tschechien überschwemmt. Weil wir hier sehr nah an der Grenze liegen, traf es unsere Region sofort heftig. Seit 2014 betreuen wir jährlich zwischen 350 und 400 Crystal-Patienten. Und es werden ja nur die schlimmsten Fälle bei uns eingewiesen! Die Dunkelziffer kennen wir nicht. In unserer Forensischen Klinik, in der süchtige Straftäter untergebracht sind, ist Crystal-Abhängigkeit inzwischen die häufigste Erkrankung.

 

ZEIT: 2014 gestand der Politiker Michael Hartmann, Crystal konsumiert zu haben. Anfang dieses Jahres wurde der Grüne Volker Beck mit einer Droge, mutmaßlich Crystal, erwischt. Überrascht es Sie, dass sogar Spitzenpolitiker dazu greifen?

Farhat: Bedauerlicherweise – nein. Viele würden sich wundern, wer alles Crystal nimmt. Das sind nicht nur Menschen aus problematischen Schichten, sondern auch gut situierte Leute. Studenten, auch Selbstständige. Einer unserer Patienten, Anfang 30, war gerade dabei gewesen, seinen Meister zu machen und nebenbei den Betrieb der Eltern zu übernehmen. Er nutzte den Stoff, um sich nachts um die Abrechnungen kümmern zu können. Crystal ist eine Droge für Menschen, die mehr schaffen wollen, als sie können. Einige von ihnen haben nie zuvor Drogen konsumiert.

 

ZEIT: Wie wirkt Crystal?

Farhat: Crystal bedeutet, um es mal auf den Punkt zu bringen: mehr Arbeit, mehr Party, mehr Sex. Letzteres ist übrigens der große Unterschied zu Kokain. Langfristiger Kokaingenuss hemmt die Libido, Crystal steigert das sexuelle Verlangen permanent. Anfangs kann man feiern wie verrückt und arbeiten wie ein Held. Ein Patient sagte mal: Mit Crystal hab ich Urlaub im Kopf. Alle Sorgen sind vergessen. Man hat weniger Hunger, wird schlank, braucht wenig Schlaf. Manche Patienten sagen, sie hätten bis zu zwei Wochen nicht geschlafen. Das muss später wieder wettgemacht werden. Wenn die Patienten zu uns kommen, schlafen sie oft erst einmal drei Tage durch. Die Ruhe muss man ihnen dann auch gönnen.

 

ZEIT: Crystal gilt als eine der gefährlichsten Drogen. Wenn man sich schon aufputscht – wieso ausgerechnet damit?

Farhat: Ein Problem sind die vielen Crystal-Mythen. Manche dämonisieren es, manche verharmlosen es – beides finde ich falsch. Ein Mythos ist zum Beispiel, dass jeder nach dem ersten Crystal-Konsum zwangsläufig körperlich abhängig werde. Die Leute werden nicht unbedingt sofort körperlich abhängig, sondern eher psychisch: Sie wollen dieses Glücksgefühl wieder erleben. Meine erste Crystal-Patientin war eine OP-Krankenschwester, knapp 30 Jahre alt. Sie nahm Crystal, weil sie arbeiten und Party machen wollte. Bis morgens halb vier hat sie gefeiert, und um acht Uhr stand sie pünktlich im OP. Diese Frau sagte mir: Das war meine schönste Zeit. Wer Crystal nimmt, fühlt sich stark, klug; alles, was man tut, fühlt sich erfüllend an – selbst die banalste Aufgabe. Unter Crystal finden Sie sogar Geschirrspülen erhebend und berauschend.

 

ZEIT: Wie ist das medizinisch zu erklären?

Farhat: Crystal zwingt den Körper, zehnmal mehr vom Glückshormon Dopamin auszuschütten, als er das normalerweise tut.

 

ZEIT: Wie lange dauert es, bis die Konsumenten gesundheitliche Probleme bekommen?

Farhat: Die Krankenschwester, von der ich erzählt habe, bekam nach einem halben Jahr Halluzinationen. Sie sah und hörte Dinge und Gestalten, die nicht da waren.

 

ZEIT: Was sind die häufigsten Nebenwirkungen?

Farhat: Nach einigen Monaten Konsum bekommen die meisten Konsumenten Hautentzündungen und Karies. Es ist kein Mythos, dass viele schon binnen weniger Jahre ein lückenhaftes Gebiss haben. Hinzu kommen schlechte Leber- und Nierenwerte, Bluthochdruck, epileptische Anfälle. Die körperlichen Schäden können wirklich beträchtlich sein. Außerdem kommt es häufig zu Psychosen. Die Patienten leiden oft unter Wahnvorstellungen. Es kam schon vor, dass ein Konsument aggressiv wurde und ein Messer zückte.

 

ZEIT: Es heißt, Crystal könne das Gehirn so sehr schädigen, dass manche Patienten nie wieder selbstständig leben können. Stimmt das?

Farhat: Ja, solche Fälle haben wir auch erlebt. Wir konnten nichts anderes tun, als den Patienten nach der Entgiftung einen Heimplatz zu vermitteln. Das sind aber nur wenige Fälle. Psychotische Symptome behandeln wir mit Neuroleptika – das sind Medikamente, die bei schizophrenen Erkrankungen zum Einsatz kommen. Aber es gibt die Gefahr, dass die psychische Krankheit sich verselbstständigt. Dass die Patienten also ein Leben lang darunter leiden.

 

ZEIT: Es gibt diese Horrorbilder im Internet, die Crystal-Opfer vor und nach ihrer Sucht zeigen. Wie realistisch sind diese Aufnahmen?

Farhat: Die Aufnahmen zeigen eine krassere Entwicklung, als ich sie bei Patienten beobachtet habe. Aber sie veranschaulichen, was tatsächlich passiert, nämlich dass Crystal-Konsumenten viel schneller altern als normal.

 

ZEIT: Können Sie die meisten Patienten denn heilen – oder werden viele rückfällig?

Farhat: Abhängig bleiben sie immer, genauso wie ein trockener Alkoholiker. Aber man kann lernen, ohne die Droge zu leben. Heikler als die Entgiftung bei uns im Krankenhaus ist der Moment, in dem unsere Patienten wieder nach Hause kommen, in ihr altes Umfeld, zu ihren alten Freunden.

 

ZEIT: Wo haben Ihre Patienten den Stoff eigentlich her?

Farhat: Vom Vietnamesenmarkt an der tschechischen Grenze. Sie glauben nicht, wie einfach das ist. Sie brauchen nur "Crystal" zu sagen oder ein Schnupf-Zeichen zu machen, dann bekommen sie es. Eine Nachbarin von mir, 75 Jahre alt, war kürzlich auf so einem Markt. Mit Drogen hat sie nicht das Geringste zu tun. Selbst ihr wurde Crystal angeboten – einfach so. Das Zeug hat einen erstaunlichen Reinheitsgrad. Das heißt, es muss sehr professionell, fast industriell hergestellt werden. Ich frage mich: Wann gehen die tschechischen Behörden aktiver dagegen vor?

 

ZEIT: Ist Crystal also auch deshalb so billig, weil es industriell gefertigt wird?

Farhat: Offensichtlich ja. Wenn Sie es an der Grenze kaufen, sozusagen fast beim Erzeuger, dann kostet ein Gramm mitunter weniger als 20 Euro. Ein Anfänger konsumiert pro Dosis gerade einmal 0,1 Gramm. In Berlin kostet das Gramm schon mindestens das Fünffache. Der Profit ist verrückt. Ein Dealer kann damit locker mehr als 10.000 Euro pro Monat verdienen.

 

ZEIT: Hat es eigentlich eine Wirkung auf Ihre Arbeit, auf Ihre Patienten, wenn ein Bundestagsabgeordneter mit Crystal erwischt wird?

Farhat: Ja, und zwar eine fatale. Unsere Patienten sagen natürlich: Wenn sogar der das nimmt, kann es ja nicht so schlimm sein. Ich erwarte, dass Politiker, die weitreichende Entscheidungen treffen, kein Suchtproblem haben und nicht zugedröhnt sind. Wenn ein Arzt Kettenraucher ist, dann wird das in der Bevölkerung auch kritisch gesehen.

Aus meiner Sicht nachvollziehbar.

 

 

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