Drogen allgemein Anhang b

 

[Jürgen Hansel]

Wie ein Schamane

Der Gemütszustand mancher Prüfer wird durch die potenzierten Arzneien so verändert, daß sie sich offensichtlich für Schamanen halten.

Wie anders ließen sich folgende Wahnideen unter dem Einfluss potenzierter Nachtschattengewächse sonst verstehen:

Wahnidee - er sammelt Kräuter: bell.

Wahnidee - er sei ein Magier: bell.

Wahnidee - er habe Macht über alle Krankheiten: stram.

Wahnidee - er sieht Geister: bell. stram.

Wahnidee - er spricht mit Geistern: bell. stram. hyos.

Wahnidee - er spricht mit Toten: bell. stram. hyos.

Wahnidee - er stehe in Verbindung mit Gott: stram.

Ganz allgemein spiegeln die in den homöopathische Repertorien unter der Rubrik Wahnideen zusammengefaßten Symptome den Zustand des Bewußtseins, die Art der Wahrnehmung und Empfindung

unter dem Einfluß einer potenzierten Arznei wieder. Die Tollkirsche und der Stechapfel, zwei klassische Hexenkräuter, vermitteln in der Arzneimittelprüfung das Gefühl, ein Magier zu sein, der Kräuter sammelt

und Macht über alle Krankheiten hat, das Gefühl, wie ein Schamane mit der Welt der Götter, Geister und Ahnen in Verbindung zu stehen. Das potenzierte Hexenkraut erweckt quasi die Hexe, die Alraun

wieder zum Leben. Sie ergreift Besitz von dem Bewusstsein des Arzenimittelprüfers.

Wahnidee - er sei besessen: bell. stram. hyos. op.

Wir sehen Hexen und Schamanen bei ihrem sich bis ins Furioso steigernden und in Erschöpfung endenden Ritual vor uns in den Symptomen:

Singen: agar. bell. cann-i, hyos. op. psil. stram. tab.

Tanzen: agar. bell. cann-i. hyos. stram. tab.

Läuft umher agar. bell. hyos. stram.

Gesten, macht automatisch Gebärden: bell. anh. cann-i. hyos. stram. tab.

Sprache unzusammenhängend: agar. anh. bell. cann-i. coca, coff. hyos. op. stram.

Ekstase: agar. anh. bell. cann-i. coca, coff. hyos. op. stram.

Hellsehen: bell. cann-i. hyos. stram.

Visionen: agar. anh. bell. cann-i. cocain. coff. hyos. op. psil. stram.

Delirium, rasend: agar. bell. cann-i. hyos. op. stram. tab.

Betäubung: agar. anh. bell. cann-i. coff. hyos. op. stram. tab.

Allein in der Wildnis

Die Arzneimittelprüfungen offenbaren aber nicht nur die Beziehung der Drogenpflanzen zum Bewußtsein des Schamanen, wir können in ihnen auch einen Hinweis auf den Lebensraum des Schamanen finden,

auf das Bewußtsein eines Wilden, der den Gewalten und Dämonen der Natur schutzlos ausgesetzt ist. Dieser Hinweis findet sich in der Prüfung des Stechapfels, der weltweit am meisten verbreiteten Zauberpflanze,

in dem Symptom:

Wahnideen, allein in der Wildnis zu sein: stram.

Dieses Symptom repräsentiert nach Ansicht des indischen Homöopathen Rajan Sankaran in der Arzneimittelprüfung von Stramonium das Grundgefühl, das hinter den vielen oft bis zur Panik gesteigerten

Ängsten von Stramonium steht. Es findet sich auch in folgenden Symptomen

Gefühl der Hilflosigkeit: stram.

Wahnidee, er sei nackt: stram.

Nackt, hilflos, allein und verlassen in der Wildnis - in diesem Zustand wittert man überall Gefahren:

Wahnideen - Empfindung von Gefahr: stram.

- hat Visionen von Ungeheuern: bell. cann-i. op. stram.

- sieht Teufel: bell. cann-i. hyos. op. stram.

- Tiere springen aus dem Boden heraus: stram.

- leblose Gegenstände seien Personen: bell. stram.

- sieht Tiere und Gestalten aus Ecken kommen: stram.

- glaubt, er würde gleich sterben: bell. cann.-i. stram.

- er würde von Tieren gefressen werden: stram.

- er würde geröstet und gegessen werden: stram.

Akutes Miasma

So ein Gefühl der akuten Bedrohung versetzt den Betroffenen in ständige Alarmbereitschaft. Jedes Geräusch, jede Bewegung löst instinktiv ein Kampf-oder-Flucht-Muster aus, wie es im allgemeinen Streßmodell

als erste Phase beschrieben wurde. In der Terminologie der Homöopathie bezeichnet Sankaran die Grundhaltung dauernder Alarmbereitschaft als akutes Miasma. Dabei meint er mit dem unter

Homöopathen umstrittenen Begriff Miasma ganz allgemein einen Überlebensmechanismus, der als neurotische Fehlhaltung die Reaktionen eines Menschen im Alltag beherrscht und der als stereotypes

Muster in vielen Situation völlig unangebracht ist.

Bei Stramonium und Belladonna, den typischen Vertretern des akuten Miasmas, zeigt sich diese Fehlhaltung in plötzlichen, heftigen, raschen und übertriebenen Reaktionen bis hin zu Gewaltausbrüchen,

die in keiner Relation zum Auslöser stehen. Menschen, die so reagieren, sind wie Krieger jederzeit bereit zu kämpfen.

Auch dieses Bild des Kriegers findet sich im Repertorium:

Wahnidee, sich im Krieg zu befinden: bell.

Die körperliche Symptomatik des akuten Miasmas entspricht der durch die Katecholamine vermittelten erste Phase der Streßreaktion, die durch die meisten der beschriebenen Drogenpflanzen hervorgerufen

werden kann. Über die Gemeinsamkeiten in der physiologischen Wirkung hinaus lösen viele Drogen aber auch ein ähnliches Grundgefühl wie Stramonium aus. Mit dem Gefühl, allein in der Wildnis zu

sein, verbindet die anderen Zauberpflanzen aber weniger das Element der akuten Bedrohung als die Empfindung, allein, isoliert, getrennt von der Welt und von den anderen zu sein. Folgende Arznei-Symptome verweisen

auf dieses Grundgefühl:

Gefühl, verlassen zu sein: cann-i. choc. coff. stram.

Gefühl der Isolation: anh. cann-i. choc. coca, coff. stram.

Wahnidee, er sei getrennt von der Welt: anh. choc. coca

 

 

[werner werner stangl]s arbeitsblätter

Natural drugs - oder Smart Drugs - sind psychoaktive Substanzen, die in der Natur vorkommen und zum Teil in Smart- oder Headshops verkauft werden. Chemisch gesehen haben diese Substanzen nicht sehr viel gemeinsam,

gibt es doch tausende verschiedene Pflanzen, Pilze, Kakteen, Früchte und Kräuter, die bewusstseinsverändernd wirken. Die Meinung, dass nicht verbotene, legal erhältliche Substanzen gesundheitlich unbedenklicher als

illegale Substanzen sind, ist zwar ziemlich weit verbreitet aber dennoch falsch. Ob etwas legal o. illegal ist, hängt nur teilweise von den gesundheitlichen Risiken des Konsums ab. Die Wirkungen und möglichen Gefahren

vieler natural drugs sind wissenschaftlich noch kaum untersucht. Manche natural drugs enthalten hunderte verschiedene chemische Substanzen, von denen viele psychoaktiv wirksam sein können, die Wirkstoffkonzentration

dieser Substanzen schwankt jedoch kaum vorhersagbar. Sind natürliche psychoaktive Substanzen gesünder als synthetische? Diese Frage erübrigt sich, wenn bedacht wird, dass alle natürlichen Stoffe - etwa Pflanzen - aus

Atomen aufgebaut sind, und mit eben diesen Atomen beschäftigt sich bekanntlich die Chemie. Zudem werden auch natürliche Substanzen im Körper in kleinere Stoffe umgewandelt - anders könnten sie die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, um im Gehirn wirksam zu werden. Egal ob etwas künstlich hergestellt wird oder in der Natur wächst: um bei einer Person eine bewusstseinsverändernde Wirkung auszulösen, muss sich die Substanz ins Neurotransmittergleichgewicht des Gehirns einschalten - und spätestens dort erübrigt sich die Unterscheidung von natürlich und synthetisch.

Die Modedroge Spice (Spice Gold, Yukatan Fire) erlangt aktuell besonders unter Jugendlichen großes Interesse und wirkt ähnlich wie Marihuana, obwohl manchen Toxikologen bislang nicht klar ist, wie die noch legale

überhaupt Droge wirkt und warum sie gefährlich ist. Sie schmeckt häufig nach Pfefferminze und sollte eigentlich nur den Geruchssinn ansprechen. Die Wirkung ist ähnlich wie bei Cannabis: Zunächst wird der Mund trocken,

dann entspannen sich die Sinne, die Reaktionen werden langsamer, und was eben noch banal erschien, erscheint plötzlich geradezu bedeutsam - jedenfalls so lange die Wirkung anhält. Und das ist länger als bei Cannabis:

An die sechs Stunden wirkt diese Kräuterdroge, die keine berauschenden Mittel enthält. Allerdings ist einer Pressemeldung zu entnehmen. dass es sich bei dem chemischen Wirkstoff um die Substanz "JWH-018" handeln

soll, ein auf chemischem Weg hergestelltes Cannabinoid. Damit handele es sich bei "Spice" keineswegs nur um eine berauschende, rein pflanzliche Kräutermischung. Unklar ist allerdings noch die rechtliche Bewertung,

wobei in Österreich Ende 2008 ein Verbot der Substanz im Sinne des Arzneimittelrechts ausgesprochen wurde: "Weil der Wirkstoff JWH-018 dazu dient, bei Anwendung am oder im menschlichen Körper die Beschaffenheit,

den Zustand oder die Funktionen des Körpers oder seelische Zustände zu beeinflussen, unterliegt Spice § 1 Abs. 1 Z 5 des Arzneimittelgesetzes, wodurch Handel und Weitergabe in Österreich verboten sind" (Aussendung des Österreichischen Gesundheitsministeriums am 18. Dezember 2008).

 

Fliegenpilz (Amanita muscaria)

Wurde seit Jahrtausenden in Sibirien konsumiert, bevor dort der Wodka Einzug hielt. Anwendung: essen oder als Auszug trinken.

Wirkung: ähnlich Alkohol (allerdings ohne "Kater"), Halluzinationen, gesteigertes Kontakt- und Redebedürfnis, oft Übelkeit, manchmal mit Erbrechen, in Überdosen paranoide Wahnvorstellungen, Panik, selten Herzstechen. Fliegenpilze sind nicht tödlich. Der Fliegenpilz steht unter Naturschutz. 

 

Psilocybin

Alkaloid des Psilocybe-Pilzes (Spitzkegeliger Kahlköpfling, "Psilo", magic mushroom). Wurde 1954 von Albert Hofmann in den Labors von Sandoz (Basel) erstmalig in Reinform aus dem Pilz extrahiert. Die Pilze werden gegessen oder als Tee getrunken.

Wirkung: starke Wahrnehmungsveränderungen, in der Intensität zwischen Hanf und LSD angesiedelt. Es gelten die gleichen Vorsichtsregeln wie beim LSD: auf gute Umgebung und gutes eigenes Wohlbefinden achten, um schlechte Halluzinationen zu vermeiden. Zur Zahl der Konsumenten liegen keine Statistiken vor.

 

Meskalin

Alkaloid des mexikanischen Peyote-Kaktus. Wird dort seit mehreren tausend Jahren von Schamanen rituell verwendet. Gibt es auch in synthetischer Form als Pulver oder Tablette.

Anwendung: essen bzw. schlucken.

Wirkung: starke Veränderung der Wahrnehmung, in der Intensität zwischen Hanf und LSD angesiedelt. Erstaunlicherweise sind Erfahrungsberichten nach Vorstellungen von Schlangen, Kakteen und aztekischen Götzenbildern sehr häufig. Überdosierung führt zu besonders starken Halluzinationen mit verstärkter Gefahr von Horror-Trips und Übelkeit mit Erbrechen.

 

DROGENSITUATION IM UMBRUCH?

Bericht zur Drogensituation 2001 des Österreichischen Bundesinstitutes für Gesundheitswesen

 

Der diesjährige Bericht zur Drogensituation in Österreich zeigt einige Veränderungen und neue Trends auf, die auf einen Generationswechsel in der Drogenszene deuten. Die Veränderung betrifft in erster Linie die vorrangig konsumierten Substanzen. Während unter den älteren Drogenabhängigen weiterhin Opiate (und damit "zumachende" Substanzen) eine zentrale Rolle spielen, besteht bei den Jungen ein deutlicher Trend zu "aufputschende Substanzen" - und dabei vor allem zu Amphetaminen ("Speed") und Kokain ...

 

Der Konsum von legalen und illegalen psychoaktiven Substanzen setzt immer früher ein. Schon im Grundschulalter haben Medikamente mit schmerzstillender oder leistungssteigernder Wirkung große Verbreitung.

Im Alter von sieben Jahren gibt es die ersten Probierer von Zigaretten, im Alter von neun die ersten Probierer von Alkohol. Im Alter von zwölf Jahren muss bereits mit fünf Prozent regelmäßigen Alkoholkonsumenten und 7% regelmäßigen Zigarettenrauchern gerechnet werden. Bei den illegalen Substanzen liegt Cannabis an der Spitze der Entwicklung; der Einstieg erfolgt meist im Alter um die 15 Jahre mit etwa 4% regelmäßigen Nutzern pro

Jahrgang. In den letzten Jahren haben auch Designerdrogen mit aufputschender und anregender Wirkung stark an Verbreitung gewonnen/erreichen im Alter von 15 Jahren eine Verbreitung von etwa 4% regelmäßiger Nutzung.

Diese Ergebnisse aus Erhebungen und Analysen eines Forschungsteams unter Leitung von Professor Klaus Hurrelmann (Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld) zeigten, daß überwiegend psychische

und soziale Motive für den Einstieg in den Drogenkonsum wirksam sind. "Dreh- und Angelpunkt" ist eine Einschränkung des Selbstwertgefühls. Der Hintergrund kann in gestörter Anerkennung in der Familie und in Konflikten

mit den Eltern, in schulischen Leistungskrisen, Kontaktproblemen in der Gleichaltrigengruppe und gegenüber dem anderen Geschlecht und in einer unklaren Zukunftsperspektive liegen.

Vorbeugende Strategien müssen unmittelbar auf die soziale und psychische Ausgangslage der Konsumenten Rücksicht nehmen. In Zusammenarbeit mit Schulklassen in Dortmund und Bielefeld wurden von der Bielefelder

Gruppe in den letzten Jahren Konzepte für den schulischen Bereich entwickelt. Durch eine betont sachliche Information über legale und illegale psychoaktive Substanzen, die altersangemessen aufgebaut wird, konnte bei den Schülerinnen und Schülern der 5. bis 7. Jahrgänge kritisches Wissen über Drogen und Sucht aufgebaut werden. Sowohl gegenüber Tabak als auch gegenüber Alkohol konnte eine "mentale Distanz" gebildet werden: Die Schülerinnen und Schüler aus den zehn Schulklassen mit einem vorbeugenden Programm zeigten nach zwei Jahren deutlich höhere Ablehnungen des Konsums von Tabak und Alkohol als die Schülerinnen und Schüler aus den Vergleichsklassen, in denen kein Programm durchgeführt wurde.

Ein besonderes Problem für die vorbeugende Arbeit stellen nach den Bielefelder Studien diejenigen Jugendlichen dar, die schon häufig zu legalen und illegalen Drogen greifen. Diese Jugendlichen werden von schulischen Vorbeugeprogrammen nicht mehr angesprochen. In Zusammenarbeit mit mehreren Beratungseinrichtungen in Dortmund, Köln und Bielefeld wurde hierzu eine systematische Bestandsaufnahme vorgenommen. Ergebnis ist,

dass auch die Jugendhilfe, Drogenhilfe und psychiatrische Kliniken nur schwer in der Lage sind, die unter 18-jährigen stark Drogengefährdeten zu erreichen. Die Untersuchungen zeigen zugleich, wie schnell es zu einer Verfestigung einer "Drogenkarriere" kommt, wenn nicht frühzeitige Hilfen einsetzen. Die Untersuchung schätzt, daß etwa fünf Prozent aller unter 18-Jährigen in deutschen Großstädten zu dieser Risikogruppe gehören.

Das Team unter der Leitung von Hurrelmann befragte Jugendliche aus dieser Risikogruppe an verschiedenen Szene-Orten in Köln, Dortmund und Bielefeld, die dafür bekannt sind, daß sich dort Drogen konsumierende

Jugendliche aufhalten. Die Interviews mit über 165 Jugendlichen zeigen nicht nur einen hohen Zigaretten- und Alkoholkonsum, sondern auch einen gefährlichen Mix von psychoaktiven Arzneimitteln, Cannabis und LSD.

"Die viel konsumierenden Jugendlichen haben oft sehr schlechte Beziehungen zu ihren Eltern und erleben zuhause Spannungen und Krisen, haben einen Freundeskreis, der selbst viele legale und illegale Drogen nimmt,

schwänzen die Schule, haben schlechte Noten und meist auch ein geringes Selbstvertrauen. Viele von ihnen sind sozial und psychisch labil und ohne festen Halt. Die Straßenszene ist ihr eigentliches Zuhause, hier rutschen

sie immer mehr in die Drogenszene hinein. Nur wenn durch sozialpädagogische Fachleute und Drogenhelfer in dieser Phase aufsuchende Beratung angeboten wird, können diese Jugendlichen noch aus einer Drogenkarriere aussteigen," so Hurrelmann.

 

Die 165 stark suchtgefährdeten Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahre glauben, über genügend Kenntnisse für einen kontrollierten Umgang mit Drogen zu verfügen. Niemand der Befragten nahm eine Drogenberatungsstelle in Anspruch. Nahezu 65% der suchtgefährdeten Jugendlichen bevorzugte bei Drogenproblemen Ratschläge und Hilfe eines Freundes o. einer Freundin. Professionelle Helferinnen oder Helfer wurden gemieden, aber immerhin

20% konsultierten einen Arzt.

"Diese Verhaltensweise unterstreicht, dass jugendliche Drogenkonsumenten eine enge Vertrauensbasis benötigen, um über ihre Drogenprobleme reden zu können. Dies spricht dafür, Ärztinnen und Ärzte stärker als bisher in

die Beratung einzubeziehen." Professor Hurrelmann und sein Team fordern eine Kooperation von Schule, Gesundheitsamt, Kassenärztlicher Vereinigung, Jugendhilfe und Polizei: "Durch frühzeitiges Eingreifen kann bei suchtgefährdeten Jugendlichen die Entwicklung zu manifester Abhängigkeit unterbrochen werden. Dies würde eine Verringerung der Zahl chronischer Abhängigkeitserkrankungen nach sich ziehen und sich wiederum in einer Verringerung der finanziellen Belastungen für die Gesellschaft in Form sinkender Gesundheits-, Sozial- und Gerichtskosten äußern. So ließen sich beispielsweise Folgekosten durch stationäre Entwöhnungsbehandlungen reduzieren. Am besten wäre es, wenn in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen regelmäßig Ärzte und Jugendfachleute Beratungen abhalten.

Die Drogenkonsumenten werden immer jünger

 

Quelle:

Informationsdienst Wissenschaft (idw)

Ein Projekt der Universitäten Bayreuth, Bochum und der TU Clausthal

WWW: http://idw-online.de/

Kontakt-Adresse:

service@idw-online.de

 

Das Ausmaß seelischer Störungen bei Jugendlichen wird nach Expertenmeinung weitgehend unterschätzt. Unter den 14- bis 17-Jährigen haben bereits 55% einmal in ihrem Leben unter Depressionen, krankhafter Angst,

psychisch bedingten körperlichen Störungen, einer Sucht oder Ess-Störungen gelitten. Dies sind die Ergebnisse einer Langzeitstudie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. Für die repräsentative Untersuchung

waren 1395 junge Leute zwischen 14 und 17 Jahren sowie deren Eltern befragt worden.

Bei 29% der Jugendlichen wurde eine Abhängigkeit von Nikotin, Alkohol oder Drogen diagnostiziert. Bei 28% lag nach den Untersuchungsergebnissen eine Angststörung vor, bei 14% eine Depression und 2% litten unter Essstörungen. Häufig seien bei den Kindern und Jugendlichen auch mehr als nur eine psychische Störung nachzuweisen gewesen, erklärten die Experten.

Der Würzburger Psychotherapeut Prof. Gerhardt Nissen riet, den Jugendlichen zunächst "ruhig zuzuhören", ihre Beschwerden weder zu dramatisieren noch zu bagatellisieren, sondern sie zunächst organisch abzuklären zu lassen. Bei extremer Schulangst müsse ein Facharzt den Grund klären. Dies könnten Trennungsangst von der Mutter oder die Angst vor Versagen im Unterricht sein, sagte Nissen. Versuche der Eltern, dem Kind mit Hilfe ärztlicher Atteste aus der Patsche zu helfen, verschleppten das Problem nur, ohne es wirklich zu lösen.

           

Quelle:

http://www.rp-online.de/

news/wissenschaft/2001-1121/

psycho.html (01-

 

 

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